16.01. – Elias Hirschl: Hundert schwarze Nähmaschinen, Lesung

Plakatankündigung Elias Hirschl

„Wenn stimmt, das Spinner gute Erzähler sind, dann ist Elias Hirschl ein ziemlicher Spinner.“
Peter Pisa, Kurier

 

Dienstag, 16. 01. 2018, 19.30 Uhr

Elias HIRSCHL

Hundert schwarze Nähmaschinen

Lesung

Moderation: Anna Ennemoser

Den Zivi nennen alle nur den Zivi, die so genannten Betreuer in der Wohngemeinschaft für psychisch Kranke, wo er seinen Zivildienst ableisten soll, nicht anders als die sogenannten Klienten. Die Schule hat er hinter sich, vorbereitet hat sie ihn aber nicht auf das, was ihn erwartet. Dass es verrückt zugeht, okay. Aber dass es ihm zunehmend schwer fällt zu erkennen, warum die Betreuer Betreuer und keine Klienten sind, macht ihm zu schaffen. Zumal er bald selbst nicht mehr weiß, wohin er gehört, so sehr läuft in seinem Leben plötzlich alles aus dem Ruder. Nicht zuletzt seine Beziehung zu seiner Freundin, der »anderen Streitpartei«: Er könnte sie umbringen (in seinen Träumen tut er es). Und nur weil er der Zivi ist, heißt das nicht, dass er sein Leben nicht genau wie alle anderen in einer psychiatrischen Einrichtung verbringt.

In diesem aberwitzig einfallsreichen, grandios schrägen Roman sind viele Schrauben locker. Elias Hirschl zieht sie an, bis die Zähne vor Lachen knirschen, und dreht sie dann alle noch ein Stück weiter.

Elias Hirschl: 1994 in Wien geboren, Poetry-Slammer, Schriftsteller und Musiker. Österreichischer Meister im Poetry Slam 2014. Slamtexte und Kurzgeschichten erschienen in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien. 2015 debütierte er mit dem Roman Der einzige Dorfbewohner mit Telefonanschluss, ihm folgte 2016 sein zweiter Roman Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt. Elias Hirschl lebt in Wien.

 

„Das Selbstmordzimmer ist frisch gestrichen.“ So fangen die „Hundert schwarzen Nähmaschinen“ an. Und so hören sie auf: „Du kannst es haben“. Der erste Satz ist eine Feststellung, es handelt sich dabei um den Eingang zu einer Art Hölle. Der letzte Satz ist ein Geschenk, es handelt sich dabei um das letzte Wort im Dauerstreit des Erzählers mit seiner Freundin, der Ausgang auch aus einer Art Hölle. Der Erzähler ist Zivi und betreut in einer Wiener WG zehn paranoid Schizophrene, schwerst Geisteskranke. Wobei die Übergänge der Hirnrisse zwischen Betreuten und Betreuern durchaus fließend sind. Durch deren Macken und Marotten, Aufflüge und Abstürze, Abgründe und Wolkenkuckuckstollheiten, die er mit allergrößtem Staunen schildert und die er nie verlacht, aber in Witz und Kuriosität erst richtig menschlich aufscheinen lässt, kurvt der Zivi mit humaner Laune, grotesker Lust am Detail und wunderbar allen Fährnissen des Stoffes überlegener komischer Geduld. Der Autor Elias Hirschl, im Nebenberuf übrigens österreichischer Poetry-Slam-Meister, ist laut Verlagsangaben erst dreiundzwanzig, schreibt aber, als stünden ihm von Sebastian Brant über Joseph Roth und Friedrich Torberg bis hin zu Thomas Bernhard alle melancholischen und ironischen Gereiftheiten mitteleuropäischer literarischer Narrenschifferei brillant fließend zur Verfügung. Der Geniestreich eines jungen Mannes. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn sich wünschen dürfen.

Darmstädter Jury „Buch des Monats“ (Gerhard Stadelmaier)

Der Beitrag 16.01. – Elias Hirschl: Hundert schwarze Nähmaschinen, Lesung erschien zuerst auf Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Source: AAU TEWI